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Intime Blicke im Hack-Museum Ludwigshafen – Schätze der Druckgraphik

Intime Blicke im Hack-Museum Ludwigshafen – Schätze der Druckgraphik

Die Kabinettausstellungen des Wilhelm Hack Museum gehören zu den schönsten, die man in der Region sehen kann. Das liegt an der beachtlichen Menge erstklassiger Werke  verschiedener Epochen, insbesondere der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Arbeiten von Pierre Bonnard, Lovis Corinth, Maurice Denis, Jean-François Millet, August Macke oder Henri Matisse gehen von der klassischen Darstellungsweise der Bildenden Kunst, die sich im Laufe des 18 und 19. Jahrhunderts entwickelte: dazu gehören nicht nur die klassischen Akte oder Naturwiedergaben, sondern auch gewisse festgeschriebene Rollenzuweisungen. Erst nach und nach werden die ästhetischen Normen aufgehoben und die Moderne kündigt sich an mit Kubismus, Dada, Surrealismus.

August Macke: Lesende Frau im roten Sessel, Öl auf Leinwand, 1910

So die meisten graphischen Arbeiten der klassischen Periode auch die anerkannten ästhetischen Prämissen jedes Künstlers wider: eine gewissen Sanftheit bei Macke, eine frontale Blickansicht (mit einer sehr expressiven roten Farbgebung in seinem Mädchenakt) bei Ernst Ludwig Kirchner oder auch eine bekannte „Choreographie“ im schwarzweißen Selbstporträt von Käthe Kollwitz.

Ernst Ludwig Kirchner: Akt unter Sonnenblumen, Holzschnitt, 1906

Schwieriger wird die Zuordnung vor allem ab etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts, wie sich an den Werken von  Wolf Vostell, Klaus Staeck oder auch von Sigmar Polke sehen lässt: Ihre Druckgraphik kann von einer Auflage zur anderen Druckauflage variieren, der Hintergrund kann sich radikal ändern: so zum Beispiel in Polkes „ Freundinnen“, einer Druckgraphik mit zwei jungen Mädchen in Bikini und Sommerkleid,  die Polke offensichtlich separat fotografiert und dann mit Hilfe eines schwarz-weiß Druckverfahrens zusammengesetzt hatte, um anschließend  ihre Bekleidung in verschiedenartigen farbigen Aufführungen leicht zu verfremden. Dieses Verfahren wurde von zahlreichen Künstlern in den 1960 und 1970er Jahren sehr oft gebraucht, so dass zahlreiche druckgraphische Blätter oft minimale „Verschiebungen“ erfahren. Von Polkes Blatt sind etwa 10 Versionen bekannt, eines davon gehört zu den Schätzen des Wilhelm Hack Museums.

Die Durchsicht der reichen Sammlung lädt erneut dazu, verschiedene Standpunkte und Sichtweise einzunehmen und ihren auch jeweils eine Ausstellung zu widmen, wie es jetzt mit dieser schönen Ausstellung der „Intimen Blicke“ (noch bis 4.2.2024) der Fall ist.



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